Finanz und Wirtschaft: Der Anleihenmarkt wagt die Digitalisierung

by | Mrz 5, 2019 | Medien

Digitale Plattformen wollen Transparenz in Bezug auf Kreditprozesse schaffen und deren Kosten senken

Es geht um einen Milliardenmarkt. 52,6 Mrd. Fr., um genau zu sein. So viel haben Unternehmen, Kantone und Gemeinden 2018 an Schulden zur Finanzierung und Weiterentwicklung ihres Geschäfts aufgenommen. Die Geldgeber erhielten dafür verzinste Anleihen. Zwischen den Schuldnern auf der einen und den Geldgebern auf der anderen Seite stehen in der Schweiz die grossen Banken. Credit Suisse, UBS, die Kantonalbanken und Raiffeisen geben hierzulande für die Schuldner den Löwenanteil der Anleihen an Investoren heraus. Es ist ein wenig digitalisiertes, intransparentes Geschäft. Komplette Einsicht in den Prozess haben allein die Banken, die Schnittstelle und Vermittler zwischen Geldgeber und -nehmer sind. Sie stehen in Kontakt mit den Schuldnern und den Investoren. Nach Beratung mit beiden Seiten legen die Finanzhäuser am Ende den so wichtigen Coupon fest. Das ist der Zins, den ein Schuldner auf die herauszugebende Anleihe, sprich das aufgenommene Fremdkapital, an den Investor zu zahlen hat. Ein althergebrachter Prozess.

Im ganzen Prozess haben die Banken dabei viele Hüte auf, was zu Interessenkonflikten führen kann. Sie vertreten auf der einen Seite die Emittenten der Anleihe, also die Schuldner, die vor allem einen günstigen Zins wollen, um möglichst wenig für das aufgenommene Kapital zahlen zu müssen. Auf der anderen Seite vertreten sie aber auch die Investoren, die möglichst einen hohen Zins wollen, sprich eine möglichst hohe Rendite auf ihr Kapital erzielen möchten.

Dieses Austarieren der Interessen bedarf viel Koordinationsaufwand, vorwiegend über Telefon und E-Mail, teilweise noch via Briefkontakt. So kann das ganze Verfahren bei einer Anleihe von rund 100 Mio. Fr. auf zehn Jahre den Emittenten über eine halbe Million an Gebühren kosten. Der Vorgang gleicht für Emittenten und Investoren «einer Black Box», sagt Stefan Mühlemann, Gründer und CEO von Loanboox. Das Fintech-Start-up hat bereits Privatkreditanfragen über 15 Mrd. Fr. zwischen staatlichen Schuldnern und Investoren vermittelt und will jetzt in den Anleihenmarkt vorstossen. «Auf beiden Seiten stehen Fragezeichen, wie der Coupon und manchmal auch das zugeteilte Finanzierungsvolumen zustande kommen », sagt Mühlemann.

Die Banken selbst wollen natürlich an dem ganzen Prozedere so viel wie möglich verdienen. So kann es beispielsweise vorkommen, dass eine Anleihe x-fach überzeichnet ist. Das spricht für einen von der Bank viel zu hoch festgelegten Zins. Dabei sollte ein wirklicher Marktzins genau zur Punktlandung beim gewünschten Finanzierungsvolumen führen. Manche Banken bieten dem Schuldner dann das überhängende Volumen als Kredit an, zu viel höheren Zinsen, als die Anleihe kosten würde.

Hier können Sie den gesamten Artikel lesen: Der Anleihenmarkt wagt die Digitalisierung.

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