Wie funktioniert Gemeindefinanzierung in der Schweiz? Welche Finanzierungsmodelle und Laufzeiten sind attraktiv? Und wie hat sich das Finanzierungsverhalten insgesamt verändert? Die Hochschule Luzern wollte Antworten auf diese Frage und hat eine umfangreiche Studie dazu durchgeführt. Die Antworten erfahren Sie in unserer dreiteiligen Blogreihe.
Zum sechsten Mal hat die Hochschule Luzern im August 2020 die Ergebnisse einer Studie zur Gemeindefinanzierung in mittelgrossen Schweizer Gemeinden vorgelegt. Grundlage der Studie sind die Daten von 238 Gemeinden mit einem Kreditvolumen von 6.2 Mrd. Franken.
Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick
- Gemeinden nehmen vor allem langfristige Kredite auf
- Festzinsdarlehen dominieren mit einem Anteil von 89%
- Banken bleiben bedeutendste Finanzierungspartner, aber Pensionskassen und institutionelle Anleger holen auf
- Volumen der kurzfristigen festen Vorschüsse ist wieder zurückgangen
- Durchschnittsverzinsung hat sich weiter reduziert.
Die Studie zeigt, dass der Markt kontinuierlich in Bewegung bleibt – die Veränderungen aber vielfach im Kleinen zu finden sind. Schauen wir uns die Finanzierungsarten genauer an.
Festzinsdarlehen bleibt die attraktivste Finanzierungsart für Schweizer Gemeinden. Sie dominieren klar mit einem Anteil von 89% am Gesamt-Kreditvolumen und legten im Vergleich zur Studie von 2016 noch einmal um 5% Prozent zu. Die durchschnittliche Verzinsung der Kredite liegt bei 0.74 Prozent, während es in der Studie vor drei Jahren noch 1.2 Prozent waren. Welche Auswirkungen das extrem niedrige Zins-Niveau auf die Gemeindefinanzierung hat, erläutert Studienleiter Prof. Dr. Christoph Lengwiler im Detail:
Er gehe davon aus, dass sich am Niedrigzins in den kommenden Monaten nichts ändern werde, so Christoph Lengwiler weiter. Das sei für die Gemeinden sehr vorteilhaft. Für eine mittel- oder langfristige Prognose müsse man die weitere Entwicklung jedoch zunächst abwarten.
Laufzeiten: Je länger – je lieber
Interessant ist auch ein Blick auf die Laufzeiten der Kredite: Über die Hälfte weist dabei eine Laufzeit von 10 oder mehr Jahren auf – ein weiterer Trend, der sich seit der ersten Studie stetig fortgesetzt hat. Doch wen bevorzugen die Gemeinden als Finanzierungspartner? Und wie häufig nutzen Sie für Kreditanfragen digitale Vermittlungsplattformen? Darum geht es in Teil 2 unserer Blogreihe zur Gemeindefinanzierung in der Schweiz.
Details zur Studie und zu den Teilnehmern
Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) der Hochschule Luzern – Wirtschaft hat 2003 unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Lengwiler erstmals den Finanzierungsmarkt bei mittelgrossen Gemeinden in der Schweiz sondiert. Sechs mal wurde die Studie seitdem durchgeführt – zuletzt per Ende 2019. Im Fokus stehen dabei Gemeinden mit 4.000 bis 30.000 Einwohnern. Angefragt wurden in der jüngsten Studie insgesamt 470 Gemeinden, 238 stellten ihre Daten zur Verfügung – das entspricht knapp elf Prozent aller Gemeinden in der Schweiz. Mit einer Teilnehmerquote von 50.6% kann die Erhebung als weitgehend repräsentativ bewertet werden. Erstmals wurde auch die Westschweiz miteinbezogen, das schlägt sich beim Kreditvolumen mit einem Plus von fast 30% im Vergleich zur Studie von 2016 nieder.
Interessantes Thema? Dann lesen Sie auch Teil 2 und Teil 3 der Blogreihe zur Gemeindefinanzierung in der Schweiz.