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Kaum Veränderungen beim Kreditvolumen und eine immer noch gute Bonität – so sah die finanzielle Situation vieler Schweizer Gemeinden noch bis Anfang 2020 aus. Doch nun dürften sich die Auswirkungen der Corona-Krise bemerkbar machen. Im dritten Teil unserer Blogreihe zur Gemeindefinanzierung in der Schweiz schauen wir uns diesen Aspekt genauer an.

Seit 2003 liefert die Hochschule Luzern (HSLU) Wirtschaft zuverlässig und detailliert Antworten rund um das Thema Gemeindefinanzen. Auch in ihrer jüngsten Untersuchung hat sie Laufzeiten, Verzinsung und Finanzierungspartner unter die Lupe genommen. Die Experten kommen in der im Sommer 2020 vorgelegten Studie unter anderem zum Schluss, dass sich das durchschnittliche Kreditvolumen der Gemeinden im Vergleich zu den Vorjahren nur leicht erhöht hat. Sie stellt fest, dass rund die Hälfte der Gemeinden ihre Verschuldung seit 2016 stark abbauen konnte, die andere aber deutlich höher verschuldet ist.

Eine Rechnung mit vielen Unbekannten

Doch wird sich das durch die anhaltende Corona-Krise verändern? Studienleiter Prof. Christoph Lengwiler wagt eine vorsichtige Einschätzung, auch wenn es noch schwierig sei, die Gesamt-Entwicklung vorauszusagen. Man habe im vergangenen Frühjahr gesehen, dass eines der wichtigsten Ziele gewesen sei, eine zweite Ansteckungs-Welle zu verhindern, so Lengwiler. „Doch das ist uns leider nicht gelungen“. Jetzt gehe es darum, alles zu tun, um eine dritte Welle abzublocken. Wirtschafts-Experten sind sich einig, dass das die weitere wirtschaftliche Entwicklung in der Schweiz massgeblich beeinflussen wird.

Die Auswirkungen werden mit Verzögerung sichtbar

Doch schon jetzt sei klar, dass die Gemeinden die Krise zu spüren bekommen, meint er. Einerseits hätten die Gemeinden zwar Geld eingespart, weil Projekte nicht realisiert werden konnten, andererseits hätten sie kurzfristig schon deutlich höhere Mehrausgaben gehabt.
Daran wird sich auch so bald nichts ändern, fasst Prof. Christoph Lengwiler die Aussichten für die Gemeinden zusammen: 

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Das alles werde tendenziell dazu führen, dass die finanzielle Situation der Gemeinden angespannt bleiben und die Verschuldung steigen werde, so Lengwiler weiter. Er geht deshalb davon aus, dass zusätzliche oder alternative Finanzierungsmassnahmen nötig sein werden.

Details zur Studie und zu den Teilnehmenden

Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) der Hochschule Luzern – Wirtschaft hat 2003 unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Lengwiler erstmals den Finanzierungsmarkt bei mittelgrossen Gemeinden in der Schweiz sondiert. Sechs mal wurde die Studie seitdem durchgeführt – zuletzt per Ende 2019. Im Fokus stehen dabei Gemeinden mit 4.000 bis 30.000 Einwohnern. Angefragt wurden in der jüngsten Studie insgesamt 470 Gemeinden, 238 stellten ihre Daten zur Verfügung – das entspricht knapp elf Prozent aller Gemeinden in der Schweiz. Mit einer Teilnehmerquote von 50.6% kann die Erhebung als weitgehend repräsentativ bewertet werden. Erstmals wurde auch die Westschweiz miteinbezogen, das schlägt sich beim Kreditvolumen mit einem Plus von fast 30% im Vergleich zur Studie von 2016 nieder.

Lesen Sie auch Teil 1 und Teil 2 der Blogreihe zur Gemeindefinanzierung in der Schweiz.