Studienergebnisse Teil 2/3: Finanzierungsart, Laufzeiten und Finanzierungspartner

by | Apr 3, 2018 | Kommunal

Studienresultate der Hochschule Luzern: Feste Vorschüsse mit Laufzeiten unter einem Jahr werden für Gemeinden immer bedeutender.

Letzte Woche haben wir die wichtigsten Erkenntnisse der Studie über die Finanzierung der mittelgrossen Gemeinden aufgeführt. Diese Woche gehen wir nun der Frage nach, wieso feste Vorschüsse immer bedeutender werden und welche Relevanz diese im gesamten Portfolio der Gemeinden haben.

Finanzierungsart und Laufzeiten

Festzinsdarlehen dominieren bei mittelgrossen Schweizer Gemeinden klar, mit einem Anteil von 84%. Gemessen am Finanzierungsvolumen sind feste Vorschüsse mit Laufzeiten unter einem Jahr nebst den Festzinsdarlehen die am häufigsten erfasste Finanzierungsart (9.5% des Kreditvolumens). Deren Anteil liegt in der Studie von 2016 dreimal so hoch wie in jener von 2010. Ein offensichtlicher Grund für diese Finanzierungsart ist das Tiefzinsniveau. Solche festen Vorschüsse erhalten Gemeinden heutzutage häufig kostenlos oder gar zu Negativzinsen; sprich sie erhalten Geld dafür, um kurzfristige Kredite aufzunehmen.

Variable Darlehen, Kontokorrentkredite, IH-Darlehen und Anleihen haben einen kleinen Anteil am gesamten Kreditvolumen.

Die durchschnittliche Laufzeit der Gemeindekredite liegt bei 8,4 Jahren. Die beliebteste Laufzeit bei den untersuchten Gemeinden ist 10 Jahre. Insgesamt weisen die Gemeinden eine gute Fälligkeitsstruktur auf, die Kredite verfallen gestaffelt. Im Jahr 2017 wird rund ein Fünftel des Ende 2016 ausstehenden Kreditvolumens fällig, anschliessend verfällt jährlich rund 5% – 10% des erfassten Kreditvolumens. Die Median-Gemeinde hat in den letzten zwei Jahren rund 36% des Kreditvolumens neu abgeschlossen. Ein weiterer Beweis, dass Gemeinden von den zurzeit günstigen Zinsen profitieren.

Finanzierungspartner

Die bedeutendsten Finanzierungspartner mit einem Anteil von 62% am erfassten Kreditvolumen sind per Ende 2016 noch immer die Banken. SUVA und vor allem die Pensionskassen weisen höhere Marktanteile aus als in den früheren Studien. Die PostFinance hat ihren Marktanteil in den letzten Jahren ausgebaut. Die UBS, die Auslandbanken und die Versicherungen haben ihre Engagements reduziert.

Nächste Woche gehen wir unter anderem der Frage nach, wie stark sich die Durchschnittsverzinsung in den letzten Jahren reduziert hat. Zudem gibt Christoph Lengwiler, Professor und Herausgeber dieser Studie, einen Rat an Gemeinden ab.

Über die Studie:

Die Erhebung bei mittelgrossen Gemeinden wurde nach 2003, 2007, 2010 und 2013 per Ende 2016 zum fünften Mal durchgeführt, von der Hochschule Luzern unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Lengwiler, Dozent am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ. Für die Studien haben jeweils 55 bis 72% der Deutschschweizer Gemeinden mit 4000 bis 30 000 Einwohnern Daten zur Verfügung gestellt, wobei der Kreis der teilnehmenden Gemeinden jeweils unterschiedlich war. Die Studien können für die mittelgrossen Gemeinden als repräsentativ bezeichnet werden.

An der aktuellen Studie per Ende 2016 beteiligten sich 204 (von 368 angefragten) Gemeinden mit einem Finanzierungsvolumen von 4,8 Mrd. Franken. Die Studie deckte Gemeinden mit insgesamt 1,8 Mio. Einwohnern ab, was rund 22% der Schweizer Bevölkerung entspricht.

Eine Zusammenfassung der Studie (kostenlos) oder die gesamte Studie (CHF 290) bestellen: christoph.lengwiler@hslu.ch

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