Stagnierende Märkte und steigende Zinsen sind zurzeit für Sorgenfalten verantwortlich. Klare Tendenz: Fehlanzeige. Während Anleger:innen im Dunkeln tappen, werden Finanzverwalter:innen betreffend Gemeindefinanzierung vor neue Herausforderungen gestellt. 

Globale Produktions- und Lieferengpässe, die europäische Energieknappheit sowie steigende Preise und Inflationsraten sorgen unter anderem für Unsicherheit auf dem Weltmarkt. Während die Kurse an der Börse seitwärts tendieren, steigt das Zinsniveau aufgrund von Inflationsängsten an.

Rolf Biland, Chief Investment Officer des VZ VermögensZentrums, gibt einen Ein- und Ausblick zum Marktgeschehen.

 

Rolf Biland
Chief Investment Officer

VZ VermögensZentrum

 

Wie bewerten Sie die aktuelle Unsicherheit an den Märkten?

Viele Anleger:innen haben sich über Monate an den vergleichsweise steilen Aufwärtstrend der Aktienmärkte gewöhnt und auch das Volatilitätsniveau liegt unter den langfristigen Durchschnittswerten – aus diesen Gründen reagieren Anleger:innen auf das «normalere» Anlagefeld, welches seit September herrscht, mit erhöhter Unsicherheit.
Das Jahr 2021, wie auch das Jahr 2020, ist eine wirtschaftliche Ausnahmeerscheinung. Die Wirtschaft ist letztes Jahr aufgrund von Covid-19 rapide zusammengebrochen, hat sich dann pendelartig erholt und wieder stark an Wachstum zugelegt. Trotz der anhaltenden Pandemie und deren Folgen wird sich das Wachstum in den Industrieländern voraussichtlich in einigen Monaten weiter normalisieren.

Was sind Ihre Erwartungen bezüglich der Marktentwicklungen?

Falls es zu keinen neuen Krisen kommt und die Notenbanken ihre geldpolitischen Zügel nicht heftig oder unerwartet straffen, wovon ich ausgehe, dürften dadurch auch die Märkte nicht aufgeschreckt werden. Da die meisten Unternehmen in den Industrieländern ihre Kosten im Griff und die Effizienz ihrer Geschäftsmodelle gesteigert haben, gehe ich weiterhin von einem freundlichen Trend an den Finanzmärkten aus – auch wenn mit mehr Schwankungen und Phasen der Unsicherheit zu rechnen ist.

Steigende Zinsen: Was bedeutet das für die Gemeinden?

Die generelle Marktunsicherheit hat auch Auswirkungen auf die Gemeindefinanzierung. Im Vergleich zu vor zwei Monaten ist klar ersichtlich, dass das Zinsniveau aktuell leicht ansteigt, wie die untenstehende Grafik illustriert.

Hintergrundwissen erklärt: Wie stellt sich die Zinskurve zusammen und wie kann sie interpretiert werden?

Die Zinskurve setzt sich aus dem Geldmarktzins und dem Kapitalmarktzins zusammen. Der Geldmarktzins (für Laufzeiten bis zu einem Jahr) basiert auf dem LIBOR, welcher Ende Jahr durch den SARON abgelöst wird. Ab einem Jahr Laufzeit wird der Kapitalmarktzins verwendet, welcher auf der SWAP-Rate beruht.
Die kurzfristigen Zinsen haben sich in den vergangenen Monaten kaum verändert. Die Kapitalmarktzinsen hingegen sind signifikant gestiegen. Durch die starke konjunkturelle Erholung, die durch umfangreiche staatliche Hilfspakete zusätzlich befeuert wird, geht weltweit die Angst wegen steigender Inflation um, was steigende Zinsen im mehrjährigen Bereich zur Folge hat.

Rolf Biland hält fest, dass die öffentliche Hand stark durch die Pandemiebekämpfung gefordert war und immer noch ist – die steuerliche Belastung wird durch die Sonderausgaben in den kommenden Jahren wohl nicht abnehmen. Gemeinden haben ausserdem eine zusätzliche Belastung, da sie sich an veränderten Bedürfnissen und Verhaltensmuster der Bevölkerung, wie beispielweise die Mobilität oder Homeoffice, orientieren müssen.

Gibt es einen Grund zur Sorge?

Auch Loanboox-Mitgründer Andi Burri stellt eine gewisse Verunsicherung bei den Gemeinden fest, die sich beim Finanzieren widerspiegelt. Doch Grund zur Sorge gibt es aktuell noch nicht: Die Zinskonditionen sind weiterhin sehr attraktiv, Negativzinsen sind für Darlehen mit Laufzeiten bis zu vier Jahren oder sogar länger möglich.

Portrait von Andi Burri

 «Gerade in Zeiten der Unsicherheit gewinnt eine gründliche Liquiditäts- und Finanzplanung weiter an Bedeutung.»

 

Andi Burri, Co-Founder & Geschäftsführer Schweiz von Loanboox

Zusätzlich ist in Kombination mit der Übereinstimmung der finanziellen Lage der Gemeinde eine eigene Meinungsbildung betreffend die Zinsentwicklung wichtig, da so eine Strategie entwickelt und verfolgt werden kann. Im Hinblick auf die Fristenkongruenz und die anhaltende Unsicherheit im Kapitalmarkt werden ausgleichende beziehungsweise langfristige Laufzeiten im Kreditportfolio in den nächsten Monaten vermehrt nachgefragt, vermutet Burri.

So können wir Sie unterstützen

Neben der Anfrage- und Abwicklung der Finanzierungen unterstützt Loanboox auch in der Planungs- und Monitoringphase. Die Dienstleistung Loanboox Fremdkapital-Planung hilft, eine saubere Strategie aufzustellen, deren Vor- und Nachteile zu evaluieren und Kosten zu simulieren. Das intuitive Schuldenmanagement-Tool vereinfacht die Verwaltung der Darlehen und ermöglicht eine Detailanalyse der Fälligkeiten.

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